Die Generation Z - Wie tickt der Nachwuchs?

Jonas Muders (links), angehender Elektrotechniker für Automatisierungstechnik im 3. Lehrjahr, im Gespräch mit Max Wölflein (rechts), seinem Ausbilder vor Ort.

Rund 3.500 Mitarbeitende in Deutschland werden in den nächsten 10 Jahren das 65. Lebensjahr erreichen – das sind ca. 20 % der Belegschaft in Deutschland. Wer folgt nach und wie tickt der Nachwuchs?

Ein Beitrag von Marie Lindemann (Trainee in Corporate Communications)

Mehr Freizeit, weniger Teammeetings: die Wünsche der Generation Z ans Berufsleben lassen ältere Mitarbeitende oft staunen. Doch auch Boehringer Ingelheim muss den Generationenwandel bewältigen; rund 20 % der Belegschaft in Deutschland wird in den nächsten zehn Jahren das 65. Lebenjahr erreichen. Wie man die Brücke zwischen Alt und Jung schlagen kann, zeigt die Aus- und Weiterbildung, mit der das Unternehmen die Mitarbeitenden von morgen ausbildet. 

Große Verantwortung
Für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung der jungen Menschen tragen bei Boehringer Ingelheim die Ausbilder vor Ort, die „AvOs“, große Verantwortung. Sie sind die Schnittstelle zwischen geschützter Ausbildungsumgebung und realer Arbeitswelt. „Von der Ausbildungswerkstatt in die Produktion – das ist ein großer Schritt, bei dem ich die jungen Leute begleite“, erzählt Max Wölflein, Systemtechniker im Service Center für die chemische Wirkstoffproduktion und vor 14 Jahren selbst bei Boehringer ausgebildet. Neben seinem eigentlichen Job sorgt er dafür, dass Auszubildende in seinem Bereich die nötigen Einblicke bekommen. 

Von Fehlersuche und Störungsbeseitigung an komplexen Prozessanlagen in der chemischen Wirkstoffproduktion über die Prüfung elektrischer Installationen bis hin zur Inbetriebnahme elektrischer Komponenten und Messsysteme, der Azubi ist immer an seiner Seite. „Hier vor Ort geht es um direkte Kosten, deshalb müssen wir zeitnah Lösungen für Probleme parat haben.“ Um seinen Schützlingen eine möglichst praxisnahe Ausbildung zu bieten, bespricht Max schon zu Beginn die jeweiligen Interessen, Stärken und auch Schwächen und erklärt ausführlich, wie er und seine Kollegen in diesem Bereich der Produktion arbeiten. „Das hilft, die gegenseitigen Erwartungen abzugleichen und den Einsatz für beide Seiten so sinnvoll wie möglich zu gestalten.“

 

Worauf es ankommt
Und es passt gut zu Jonas Muders’ Vorstellungen: „Ich kann am besten dann lernen und Ideen beisteuern, wenn man auch meine Bedürfnisse berücksichtigt.“ Der 20-jährige Oberheimbacher ist im dritten Lehrjahr zum Elektroniker für Automatisierungstechnik. Vor der Ausbildung hat er sein Fachabitur im Informationstechnikbereich gemacht. „So hatte ich schon einen Bezug zu Automatisierungssoftware, die in meinem Ausbildungsberuf eine Rolle spielt.“

Der enge Austausch mit seinem AvO während des Einsatzes im Service Center ist für ihn wichtig. „Er weiß, dass ich gerne selbstbestimmt arbeite und sorgt als mein fester Ansprechpartner in der neuen Abteilung dafür, dass ich hier direkt kleinere Teilaufgaben übernehmen kann.“ 
Ein Gewinn für beide Seiten: Azubis, die den Freiraum haben, ihre Ideen einzubringen, verhelfen dem Unternehmen zu neuen Ansätzen und Techniken. „Zum Beispiel habe ich meinem Ausbilder Tipps für eine digitale Lernplattform geben können, die er noch nicht kannte.“

Für seine Generation, die Generation Z, seien Flexibilität, Selbstverwirklichung und digitale Angebote wichtig, fasst es Jonas zusammen. Doch in der Produktion eines Pharmaunternehmens wie Boehringer Ingelheim gelten an vielen Stellen andere Rahmenbedingungen, das ist ihm bewusst: „Wenn eine Anlage schnell repariert werden muss, kann ich das nicht immer von zu Hause aus machen. Da sind der Flexibilität Grenzen gesetzt. Homeoffice und die 4-Tage-Woche sind schwieriger umzusetzen, da auf die Betriebszeiten Rücksicht genommen werden muss.“

Gespräche statt Frustration
Damit es während der Ausbildung nicht „knirscht“, setzt Max Wölflein darauf, die Hintergründe hinter den manchmal unterschiedlichen Erwartungshaltungen zu verstehen. „In der Produktion geht es um hohe Qualität, wir müssen strenge Vorgaben von Behörden einhalten. Manche Ideen unserer Azubis können wir aufgreifen, andere Dinge dürfen nicht geändert werden.“ 

Um der Frustration vorzubeugen, ist ihm wichtig, zuzuhören und offen miteinander zu sprechen. „Verständnis füreinander ist wichtig; und das nicht nur zwischen Generationen, sondern auch zwischen verschiedenen Bereichen, Ländern, gegenüber jedem eigentlich.“

Marie Lindemann


Die „Generation Z“… 

… sind die Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind. Als „digital Natives“ sind sie mit digitalen Technologien aufgewachsen. Sie lernen schnell, sind selbständig, anpassungsfähig und stets online. Dieser Mix verändert die Arbeitswelt. 

„Ausbilder vor Ort“

Der Ausbilder vor Ort („AvO“) ist einer der wichtigsten Ansprechpartner für die Auszubildenden. Er sorgt dafür, dass sich die Nachwuchskräfte während der Praxiseinsätze im Büro oder Betrieb wohlfühlen, sich gut in das Team integrieren und dort zunehmend eigenständiger mitarbeiten. Die AvO-Rolle bietet die Chance, sich über den Kernjob hinaus weiterzuentwickeln und Führungsverantwortung zu übernehmen. „Unsere AvOs prägen sehr stark – persönlich und beruflich – den Beginn des Berufslebens der Auszubildenden und stellen damit wichtige Weichen für die Zukunft unserer jüngsten Mitarbeitenden. Ohne sie gäbe es Ausbildung bei Boehringer schlichtweg nicht“, fasst es Ralf Schnall, der die Aus- und Weiterbildung in Deutschland leitet, zusammen.